Zwei Hektar große Weide bei Nesse - Zukunft gesichert

cam Norden. Am Mittwoch und Freitag letzter Woche fanden wieder die traditionellen Zusammenkünfte der Theelacht to Nörden statt. In der Theelkammer „Unner dat olle Rathus“ trafen sich am Mittwoch die Arv- und Koopburen der Trimser Theel von Theelachter Theodor Ulferts und die Neugroder Theel von Theelachter Heiko Campen, am Freitag dann die Osthover und Ekeler Theelen der Theelachter Gerhard Seeba und Rudolf Folkerts. Bei Kerzen- und Petroleumlicht und dem brennenden Herdfeuer eine unnachahmliche Atmosphäre. Theelbote Peter Bojen hatte wieder alles bestens hergerichtet. Die langen Tonpfeifen lagen bereit, und das leckere, leicht angewärmte Theelbier schäumte in den Holzbechern.
Etwas Besonderes wurde kurz nach 17 Uhr zelebriert: Das „Antasten“. Im Normalfall übernimmt der jüngste Sohn nach dem Tode des Vaters die Anteilsberechtigung, das sogenannte „Jüngstenrecht“. Sind ältere Brüder da, können sie ebenfalls aufgenommen werden, „wenn se up eegen Footen stahn“, das heißt eine eigene Familie haben. Cornelius Jan Fegter „tastete“ auf seines Vaters Namen in der Neugroder Theel an. Die anwesenden Arvburen versammeln sich vor dem Kamin und bestimmen über die Aufnahme. Danach muss der „Neebur“ „wubbeln“ , das heißt knobeln. Die Anzahl der Augen entscheidet über die Menge Bier, die der Neuling trinken muß. Er kann sich aber auch freikaufen.Sodann muß er „entblößten Hauptes“ allen Anwesenden ein Bier einschenken. Nachdem um 18 Uhr die Bücher geschlossen werden, schließt sich eine besinnliche Stunde an. Theelachter Theodor Ulferts begrüßte von den Altenbürger Landen die „Vierten“ Kutzeer und F Poppinga, von der Leegmoors-Gesellschaft Bernhard Bünting, von der Kirche die Herren Rewerts und Nannen.
Die Polizei war sehr gut vertreten. Neben dem „Stadtdeener“ Stein waren der neue Chef, Bongartz, und sein Vorgänger, Winkler, zugegen. Sie hatten auch etwas mitgebracht, nämlich eine Flasche Korn, was zu einigen „Anmerkungen“ führte. An sich wird in der Theelkammer kein Schnaps getrunken, aber „Mitbringsel“ werden an den Mann gebracht.
Nun hatte Theelachter und Syndicus Heiko Campen das Wort. Die Theelacht besitzt ja kein eigenes Land. Die Abgaben, die jährlich von den verschiedenen Höfen am 15. November zu leisten sind, sind nur grundbuchlich eingetragen. Insgesamt kommt nur jährlich. eine Summe von 1000 DM zusammen. Nach Abzug der entstehenden Kosten ergibt sich ja auch die geringe Summe von zehn Pfennig pro Anteil. Abgabepflichtig sind zur Zeit 26 Personen. In zunehmendem Maße werden Höfe verkauft. Der Käufer löscht dann im allgemeinen die Grundbucheintragung mit dem 25 fachen Grundbetrag. Es ist so abzusehen, dass vielleicht eines Tages hiermit die Grundlage der Theelacht endet. So ist es seit längerem das Bestreben der Theelacht, „eigenes Land“ zu erwerben; bei den kargen Einnahmen natürlich ein Unterfangen. Seit 1970 bieten die Theelachter Folkerts und Campen sogenannte „Führungen“ in derTheelkammer an, nach dem Ausscheiden von Folkerts hat Arvbur Remmer Hedemann diese Aufgabe übernommen. Dadurch konnte die Theelacht Einnahmen verbuchen, aber erst eine großzügige Spende einer Stiftung ermöglichte jetzt den Kauf einer zwei Hektar großen Weide in Nesse. Das sichert die Zukunft der alten Gesellschaft für die nächsten 1000 Jahre. Die Theelacht kam aber dadurch etwas in finanziellen Engpaß, und deshalb bat auch Theelachter Campen um Spenden der Arv- und Koopburen. So konnte am Mittwoch und Freitag auch schon einiges verbucht werden. Arvbur Karl Theo Bogena erzählte schließlich noch ein Döntje, „De Koohhandel“ . Am Freitag gab es dann dann im Grunde den „gleichen“ Ablauf, nur eben mit anderen Anteilnehmern. Auch an diesem Tag gab es ein „Antasten“. Erwin Bernhard Alts und sein Bruder Bernd Alts auf ihren Großvater Frerich Edo Alts aus Norddeich. Es war alles klar, aber es gab doch einige „Anmerkungen“ zur Haarpracht des einen Bewerbers und dessen „Outfit“, wie man heute auch sagt. Alles ist natürlich humorvoll gesagt, wenngleich auch die Theelachter es gerne sehen, wenn alle „gut angzogen“ sind, also nicht im Pullover erscheinen. Theelachter Gerhard Seeba begrüßte Helmut Kutzeer und von der Leegmoors-Gesellschaft ten Cate, Esderts und Hattermann. Von der Stadt Norden waren anwesend Bürgermeister Fuchs und Stadtdirektor Alberts, als „Stadtdeener“ wirkte Wenholt.

© Ostfriesischer Kurier 18.12.1997

Theelachtswappen