Traditionsgesellschaft blickt in die Zukunft

Theelacht Wie alt ist die Gesellschaft wirklich? — Neues Foto mit den aktuellen Theelachtern  „Vörjahrs-Utgaav“
Älteste bekannte Urkunde stammt aus dem Jahr 1435 und ist ein Testament.

Älteste bekannte Urkunde stammt aus dem Jahr 1435 und ist ein Testament.

NORDEN/HHB —Von Zeit zu Zeit gerät man ins Rechnen. Wie alt ist die Theelacht zu Norden eigentlich? Der Ursprung der Theelacht verliert sich im Dunkel der Sage. Erst aus dem 15. Jahrhundert stammen Urkunden, in denen sie erwähnt wird. Die älteste bekannte Urkunde ist das Testament des Ocko tom Brok aus dem Jahr 1435 (Ostfr. Urkundenbuch Nr. 443), in dem er die Erbanteile der tom Broks an die Pfarren des Heiligen Ludger überträgt.
Folgt man der mündlichen Überlieferung, dann wurden die Theellande im Rahmen der Auseinandersetzungen mit den Normannen in der Hilgenrieder Bucht 884 als Dank den mutigen Norder Edelleuten und Bürgern zugesprochen und seither gemeinschaftlich verwaltet. So gesehen bestand die Theelacht zu Norden 1884 1000 Jahre und wird im kommenden Jahr 1130 Jahre alt sein.
Gedenkblatt
Ein Kuriosum ist ein Gedenkblatt der Ostfriesischen Landschaft mit dem Thema „1000 Jahre Norder Theelacht“, in dem Dr. phil. L. Hahn aus Emden mitteilt, dass am 31. Oktober 1936 die Theelacht die Feier ihres 1000-jährigen Bestehens mit einem imposanten Programm begeht. Er sagt allerdings selbst, dass Tag und Jahr wirklich gewählt wurden.
Tatsächlich waren die Theelacht und ihre Geschichte über mehrere Jahrzehnte aus dem Bewusstsein der Bevölkerung verdrängt worden; der Grund mag in den wirtschaftlich schweren Zeiten vor und nach dem Zweiten Weltkrieg zu suchen sein. Jedenfalls kam es den Ideologen des „Tausendjährigen Reiches“ offenbar gelegen, Heimattümelei und heroisches Geschichtsverständnis zum Anlass für ein weiteres 1000-jähriges Jubiläum zu nehmen.
Ein großes Foto mit den Theelachtern Johannes Fleeth, Hinrikus Ufen, Albrecht Ulferts und Syndicus Lübbo Brandenburg vor dem offenen Feuer im Kamin hängt an der Ostwand der Theelkammer. Es soll bezeugen: „31. Oktober 1936″ „1000-Jahr-Feier“. Richtig ist aber auch ein ähnliches Foto, das von der 1110-Jahr-Feier 1984 stammt und die Theelachter Rudolf Folkerts, Gerhard Seeba, Theodor Ulferts und Heiko Campen zeigt.
Aus der Zeit der 1930er Jahre mag sich heute niemand gern erinnern. Die Theelachter blicken lieben in die Zukunft. Ob 2014 wohl ein Grund zu feiern ist?
Ein neues Foto mit den vier Theelachtern vor dem offenen Kaminfeuer hängt nunmehr jedenfalls an der Westseite der Kammer. Es ist in schwarz-weiß gehalten und nach den Vorbildern von 1936 und 1984 und von Künstlerhand produziert worden. Es zeigt Heiko Campen und Dr. Hans-Hermann Briese sowie die neuen Theel-achter Remmer Hedemann und Meene Schmidt, die beide seit 2009 im Amt sind.
Auszahlung der Theelen. Zunächst zahlte die Theelacht am Freitag vor einer Woche die Frühjahrstheelen aus. In ‚t Vörjahr worden de Theelen an een Dag utgeven, de Gaster Theel, de Linteler Theel, de Eber Theel un de Hover Theel. De Vörfahren hebben dat an een Dag wullt, umdat de Buren in disse Tied dat Land bestellen mussen, vandaag sünd dat woll mehr de Lüü, de um disse Tied in de Tuun ant Fröten fangen.
Wenn sük de Arvburen un Koopburen de Dörklepp in de Hand geven un de Theelkamer vuller un vuller word, denn hett Theelbaat Theo Peters to doon, de Bekers mit smakelk Beer vull to geten. Theelbote Peters bekommt jedes Mal, wenn er nachschenkt, ein dankbares Lächeln. Ein ausgesprochenes Danke ist in dem tiefen Stimmengebrummel der dort versammelten Männer nicht zu hören. Man bevör dat de Utgaav losgeiht, hebb de Thellach-ters noch mennigwat to beproten. Un denn gifft dat na de 0lle Wennst oostfreeske Tee, de van de Theelbaat vör-sett word. Siet en Stück of wat Jahren levert Rudi Rieken daarto de Neeijahrskoken, de ok in Märtmaant noch lecker mundjen. Zu Gast sind von der Leegmoor-Gesellschaft der „Vierte“ Rudolf Rulffes und von den Alten Bürgerlanden der „Vierte“ Diedrich Mencke In ihren Grußworten bekräftigen sie den engen Zusammenhalt der drei Norder Gesellschaften. Rulffes überreichte ein Panorama-Foto von der jüngsten Leegemoor-Ausgabe.
Sind die Auszahlungs-Bücher geschlossen, wenden sich die Interessenten den plattdeutschen Beiträgen zu, die traditionsgemäß vor dem offenen Kamin vorgetragen werden.
An de 26. Juni sall dat mit de Museumsbahn up Dornum an gahn, ok weer mit Swart an un Zylinder up d‘ Kopp, denn steiht de Möhlen up dat Programm un denn … Well weet? De Harvst-Utgaav is disse Jahr an 11. un 13. Dezember. Bit denn.

© Ostfriesischer Kurier 30.03.2013

De veer Theelachter 2012